Der Einsatz von Zugtieren in der Landwirtschaft ist weltweit nach wie vor von großer Bedeutung. In Deutschland wurden die Arbeitspferde jedoch in den 1950er und 1960er Jahren fast vollständig durch Traktoren verdrängt. Ab den 1990er Jahren erlebt der ökologische Landbau eine behutsame Rückkehr der Tiere, vor allem mit dem Einsatz moderner pferdegezogener Technik. Häufig ging der Blick dabei über den Atlantik nach Nordamerika, wo viele Betriebe nach wie vor auf Zugpferde setzen.
In Deutschland hat sich diese Entwicklung in den letzten Jahren allerdings stark verlangsamt – von einem Trend, den man damals sah, kann kaum noch die Rede sein. Junge Menschen sind nur noch schwer für den Einsatz von Zugpferde zu begeistern und die Generation, die das notwendige Wissen noch weitergeben könnte, ist fast vollständig verschwunden. Das über Jahrhunderte gewachsene und angepaßte Wissen droht damit endgültig verloren zu gehen. Kaum jemand fängt heute noch neu mit dem Einsatz von Arbeitspferden, geschweige denn mit Arbeitsrindern an. Hinzu kommen strenge Regulierungen und eine Bürokratie, die von vielen zu Recht als „Regulierungswahn“ empfunden wird. Auch die vielzitierte „deutsche Angst“, die jeder Form von Innovation und Abweichung skeptisch gegenübersteht, trägt zur Verlangsamung bei. Gerade kleinere Betriebe, bei denen der Einsatz von Zugtieren Sinn haben kann, werden sowohl auf Länder- als auch auf EU-Ebene politisch unter Druck gesetzt, als wolle man sie systematisch aus dem Markt drängen.
Dabei wäre es ermutigend, mehr von positiven Entwicklungen zu hören. Von jenen, die wieder auf den Zug aufspringen - aus Überzeugung, mit Leidenschaft und dem Wunsch, nachhaltiger zu wirtschaften. Ihre Erfahrungen, Beweggründe und Ziele könnten andere inspirieren.
Wie sieht es in anderen europäischen Ländern aus, in Belgien, Frankreich, Italien, Luxemburg, den Niederlanden, Österreich, Polen, der Schweiz usw.? In den 1990er Jahren und im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts wurden überall Zug- und Arbeitspferde Vereine gegründet, um den Zugpferdeeinsatz zu fördern. Von Österreich und der Schweiz liest man hier nichts mehr.