Mit der Kutsche durch die Toskana - Herbst 2023

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    Reisebericht „Mit der Kutsche durch die Toskana - Herbst 2023“.

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    "Erfahrung ist der beste Lehrer - das Problem ist nur, dass man nicht lange genug lebt, um alle Erfahrungen selbst zu machen. Sei also bescheiden und weise genug, um von den Erfahrungen anderer zu lernen." ~ Bob White, Alter 99, Lakeland, FL.

  • Samstag ist es soweit, dann kommt der erste Beitrag von der Reise. Interessiert?

    :) :) :)

    "Erfahrung ist der beste Lehrer - das Problem ist nur, dass man nicht lange genug lebt, um alle Erfahrungen selbst zu machen. Sei also bescheiden und weise genug, um von den Erfahrungen anderer zu lernen." ~ Bob White, Alter 99, Lakeland, FL.

  • Sonntag, 24.9.2023 Kerschlach – Toskana 653km

    Im Ammertal liegt ein weißer Nebelsee. Ein paar graugrüne Baumspitzen, ein länglicher, schmaler Hügelkamm derselben Farbe und ein Kirchturm überragen die rund-bucklige Oberfläche des Dunstes in der Senke. Die Morgensonne versucht mit zarten Fingern vorsichtig das seidige Gespinst aufzulösen, aber erst im Etschtal, südlich vom Brenner, strahlt sie uns an mit ihrer wärmenden Kraft. Nein, keine Hitze, nur ein willkommendes Warm.

    Während der langen Fahrt bieten wir an den Autobahn-Rastplätzen Basylia und Czacker, den beiden Schimmeln, Wasser zum Saufen an. Wie üblich, solange sie unterwegs sind, verschmähen sie es mit gerümpfter Nase. Ob sie das Schild gelesen haben „Acqua nonpotabile“? Das große Heunetz dagegen ist schon halb geleert. Ein Platten am Anhänger mit dem gelben Dog Cart ist die Ursache, daß ich allein mit den Pferden weiter fahr. Sie sollen möglichst bald im Reitstall in Monteriggioni eintreffen.

    Francesco steht am Hauseck und schaut skeptisch wer da kommt, dann überzieht sich sein stoppelbärtiges, freundliches Gesicht mit einem wiedererkennenden, strahlenden Lächeln. Wir sind endlich angekommen. Beim Abladen befreit sich die Basylia vom Führstrick. Ein kurzes Kopfschütteln genügt, sie kennt sich ja aus und läuft einfach los, mir bleibt das leere Ende des Seils in der Hand, toller Anfang.
    Die Box die sie aussucht ist leider nicht ihre aber willig kommt sie mit, als ich ihr das für sie vorgesehene, üppig mit intensiv duftender Sägespäne aus Pinienholz bestückte Quartier für die nächsten Tage zeige. Czacker steht gleich nebenan, da können beide Kontakt pflegen. Mangels Hafer kriegen sie von mir vorläufig ein paar Äpfel und Karotten.

    Der Anhänger ist schnell sauber geräumt, sogar das rückwärts Einparken glückt mit Francesco’s Hilfe und nach einigen Anläufen auf wundersame Weise.

    Im warmen Licht des Sonnenuntergangs sitz ich gemütlich vorm Stall, im Hintergrund mahlen Pferdezähne, es riecht nach trockener Erde, ich warte auf die anderen, schnitze derweil ein paar Pressbandl. Fast 2 Stunden später kommt die Nachhut. Alle da, alles gut! Beim Abendessen ratschen wir über alte Zeiten und machen Pläne für morgen. Wir brauchen Hafer…


    "Erfahrung ist der beste Lehrer - das Problem ist nur, dass man nicht lange genug lebt, um alle Erfahrungen selbst zu machen. Sei also bescheiden und weise genug, um von den Erfahrungen anderer zu lernen." ~ Bob White, Alter 99, Lakeland, FL.

  • Montag, 25.9.2023 Monteriggioni

    ... und Heu. Als ich nach einem gemütlichen 9 Uhr Frühstück in den Stall komme, haben unsere Schimmel schon fast das ganze Heu, das der Francesco morgens gefüttert hat, aufgefressen. Ich mach mich auf die Suche nach mehr. Die runden Ballen sehen schwarzgrau aus, wie schwimmend aus einem Wassergraben gezogen, und sie riechen fürchterlich. Unangenehm überrascht von der absolut miesen Qualität greife ich hinein und möchte die besseren Handvoll in der Mitte für die Pferde auslesen, alles warm-feucht. Auf Nachfrage wird erklärt es gibt derzeit nichts besseres – das Unwetter. Stimmt, vor 3 Wochen war in halb Italien Land unter; bei der Fahrt durch die Po-Ebene konnte ich noch die Nachwirkungen der Sturzfluten erkennen: alle Kanäle, Bäche, Flußläufe randvoll Wasser und auf dem majestätischen Po an den Uferrändern schwimmend Treibgut, Inseln aus Gras, Ästen, buntem Plastik, knorrigen Baumstämmen und Laub. Ich laß für die Basylia eine Handvoll von Czackers Heucobs mit vorquellen, in der Hoffnung auf ein bißchen Ausgleich. Das von zu Hause mitgebrachte Heu – unsere eigentliche Reserve für Pentolina – kommt gelegen.

    Die Militärübung auf dem benachbarten, weitläufigen Parkplatz lenkt ab, da sind mindestens 50 fesch uniformierte Rekruten in drei Gruppen beschäftigt. Gleichschritt Marsch, Hinlegen, Aufstehen, Freiwillige vor - oder so. Dann gilt es den Dog Cart einzurichten.

    Grundsatzfrage: wie lege ich am besten allein eine reichlich große Abdeckplane zusammen, die lieber im kräftigen Wind weht?

    Nächster Posten: Pferde waschen. Und siehe, aus den tarnfleckigen Vierbeinern werden wieder weiße Schimmel.

    Nach einem schnellen Mittagessen fahren wir noch eine Runde mit den beiden, Beine vertreten nach der langen Reise gestern. Die sonst so braune Farbpalette dieser Jahreszeit hält noch überraschend viel Grün bereit. Auch das kann Unwetter.

    Abends finden wir ein neues Lokal, versteckt auf einem Campingplatz in Siena. „Il Sambuco“ heißt es, Holunder, wir haben ein anderes, gleichnamiges gesucht. Das Essen schmeckt ausgezeichnet, vor allem die Kuddeln begeistern, das bedarf eines Nachschlags.

    Im Il Ceppo darf ich im Zimmer ganz oben mit der prächtigen Aussicht über den gesamten Pian del Lago schlafen. Es hat Dachfenster und nachts blinken und funkeln die Sterne des Firmaments über mir.


    "Erfahrung ist der beste Lehrer - das Problem ist nur, dass man nicht lange genug lebt, um alle Erfahrungen selbst zu machen. Sei also bescheiden und weise genug, um von den Erfahrungen anderer zu lernen." ~ Bob White, Alter 99, Lakeland, FL.

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