Ich hatte zu Beginn dieser Woche ein Gespräch mit dem Leiter eines Maschinenrings. Fakt ist, daß die deutsche und europäische Landwirtschaft in Konkurrenz mit der Landwirtschaft der ganzen Welt steht. Unter dem Strich zählt das Geld.
Der Maschinenring ist nur eine Schraube im Gesamtsystem. Er nimmt Mittlerfunktionen wahr und bietet u.a. den Erzeugern (Landwirten) Dienstleistungen an. Dass schwere Landmaschinen bei der Leistungserbringung eingesetzt werden, ist halt heute status quo. In einigen Jahren werden auch Pferdegespanne dazugehören, wenn nämlich der Maschinenantrieb mit fossilen Energien unbezahlbar geworden ist (1. Einkaufspreis Öl und Diesel, 2. Schadverdichtungszuschläge der Kommunen und öffentlichen Hand erhoben werden und 3. der Pferdeeinsatz finanziell gefördert wird).
Den Beteiligten ist (mittlerweile) sehr wohl klar, daß die immer größeren Maschinen keine Lösung sind, aber wo sind die schnellgreifenden Alternativen die eine vergleichbare Produktivität vorweisen können?
Zaubern geht halt nicht, "schnellgreifend" also auch nicht. Ziele müssen schon realistisch sein. Aufklärung, Information der Öffentlichkeit - damit geht's doch los. Ehrlich - ich wusste bis vor Kurzem auch nicht, wie irregeleitet die Methoden in der Landwirtschaft geworden sind - und zu wessen Gewinn und wessen Schaden. Tierfleischskandale, ja, die kennt man ... Aber dass die landwirtschaftlich genutzten Böden auch so kaputtgehen - so vollgepumpt mit Chemie und zerquetscht von Maschinen - dass man sich also ernsthaft um den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit kümmern muss, wenn wir nicht in ein paar Jahren nur noch synthetisch ernährt werden wollen und von ein paar Agrar-Giganten vollkommen abhängig sein wollen, das ist doch weniger bekannt...
Der Verbraucher entscheidet mit seinem Griff in’s Regal welche Produkte hergestellt werden. Wenn der Verbraucher entscheidet keine konventionell erzeugten Produkte mehr zu kaufen wird die Produktion umgestellt. Sonst nicht. Also muß sich das Verbraucherverhalten ändern.
Na, das beschreibt aber gerade eine Patt-Situation - oder einen "dead lock", bei dem's nicht mehr vorwärts und rückwärts geht:
Produktion wird umgestellt, wenn sich das Verbraucherverhalten ändert. Das Verbraucherverhalten kann sich aber nur ändern, wenn Alternativen im Regal stehen. Also wie soll's gehen, wenn Henne aufs Ei wartet?
Langsamer Kleiner Gut wird von allen befürwortet, ist aber momentan flächendeckend nicht möglich.
Änderung ist immer ein PROZESS, und zur Änderung gehören immer mehrere Ebenen: Verbraucher, Politiker, Gremien und Verbände - und natürlich die Erzeuger selbst. Dass es heute mutige Pferdebauern gibt, die entsprechend ihrer Überzeugung leben und arbeiten, wird im Buch ja schon ausführlich gewürdigt.
Die Informationen über den Arbeitspferde-Einsatz müssen aber auch weiter verbreitet werden. Denn junge Leute können Arbeitspferde ja gar nicht kennen - woher denn? Also können sie sich gar nicht für diese Arbeitsmethoden und einen entsprechenden Lebensweg entscheiden, sondern inhalieren nur die konventionelle Denkweise. Deshalb muss an den Ausbildungsstätten, ob akademisch oder berufsbezogene praktische Ausbildungen, das Wissen um die Möglichkeiten des Arbeitspferdeeinsatzes wieder angeboten werden, es gibt Beispiele dafür in Deutschland und in der Schweiz. Und die IGZ und die Pferdebauern selbst sind ja auch in der Kommunikationsaufgabe sehr aktiv - in Gesprächen, Veranstaltungen und Vorführungen.
Was ich am wichtigsten finde: man muss die politischen Entscheidungsträger erreichen. Denn sie entscheiden darüber, wofür die öffentliche Hand Geld ausgibt - was unterstützt und gefördert wird - von den Kommunen bis hin zur EU. Solarenergie, Biogas... man kann sehen, welchen gestalterischen Einfluss die Förderungspolitik hat.
Wenn hier entsprechende Ziele formuliert würden (ab 2016 / 2020 etc.) x % der Anbaufläche mit kreislauforientierten Anbaumethoden o.ä. (das muss natürlich sauber ausformuliert werden, so dass wirklich Pferde zum Einsatz kommen und der Schuss nicht nach hinten losgeht) ---- > das könnte runtergebrochen werden in ein Gesamtkonzept auf allen Ebenen. Und genauso, wie die Solarzellen auf den Dächern oder die Biogasanlagen in den Höfen gewachsen sind, so könnten die Pferdeställe ausgebaut werden...
Vielleicht gibt es ja schon die Ansatzpunkte, und sie sind nur noch nicht genügend bekannt. Wenn, dann würde ich diese Kenntnis am ehesten von den Grünen oder der Öko-Partei erwarten. Ich persönlich bin noch nicht so weit, darüber Auskunft geben zu können, muss mich noch durch ganze Berge von Literatur und Veröffentlichungen durcharbeiten - bei mir dauert's also noch eine Weile.
Aber wer immer schon schlauer ist - nur zu - her mit den Infos: welche Bestimmungen / Förderrichtlinien o.ä. könnten angezapt werden im Sinne der Sache?!