Toscana in Carrozza - Autunno 2024

  • "Erfahrung ist der beste Lehrer - das Problem ist nur, dass man nicht lange genug lebt, um alle Erfahrungen selbst zu machen. Sei also bescheiden und weise genug, um von den Erfahrungen anderer zu lernen." ~ Bob White, Alter 99, Lakeland, FL.

  • Sonntag 22.9.2024

    … und wieder geht die Schranke auf. Ich stehe in der Autobahn-Mautstelle in Florenz und brauche eine Quittung über die bezahlten 70,30€, das deutsche Finanzamt läßt grüßen. Alle Versuche durch Drücken der diversen Beleg- und Hilfe-Knöpfe an dem bunt beschrifteten Automaten eine solche zu bekommen sind gescheitert. Eine italienische Stimme aus dem Off hilft mir nicht weiter. Also stelle ich den Motor ab und packe die Brotzeit aus. Natürlich blockiere ich eine Spur mitten im dichten Berufsverkehr, aber so habe ich zumindest ein Argument. Meine Rinder haben mich eine gewisse Störrigkeit gelehrt. Die beiden Schimmel hinten im Anhänger, Basylia und Czakker, finden es gut, endlich kein Geschunkel und Kurven ausgleichen müssen. Pause.

    Christina kommt im anderen Fahrzeug 10 Minuten später und versucht das Problem diplomatisch und in fließendem Italienisch zu lösen. Es dauert. Schließlich bekommen wir die papierene Wichtigkeit, eine Quittung, handgeschrieben, ohne eingetragene Summe aber mit schönem Stempel. Wir brauchen noch etwa eine Stunde, dann sind wir in Monteriggioni im Stall. Unsere Mitstreiter Tamas und Josef aus Österreich und Ungarn mit ihren Pferden Donna, Carlos, Magic und Lappis kommen etwas später. Letztendlich sind alle Pferde in den herrlich duftenden Boxen mit einem ordentlichen Heuvorrat für die Nacht untergebracht. Jeder hat es wohlbehalten bis in die Toskana geschafft.

    "Erfahrung ist der beste Lehrer - das Problem ist nur, dass man nicht lange genug lebt, um alle Erfahrungen selbst zu machen. Sei also bescheiden und weise genug, um von den Erfahrungen anderer zu lernen." ~ Bob White, Alter 99, Lakeland, FL.

  • Montag 23.9.2024 Siena

    Es ist Pilzsaison, die 5. Jahreszeit. Selbst auf dem Gelände des Centro Ippico wird mit Leidenschaft nach den Trophäen gesucht. Ganze Körbe füllen die mit der Hand aus den mürben Holzresten ehemaliger Platanen gegrabenen gelb-braunen Stockschwämmchen, Toskanapilz genannt. Wir sind mit den Vierbeinern in einer überraschend grünen Herbstlandschaft unterwegs. Hier gab es kürzlich teils hohe Niederschläge, Pflanzen und Böden zeugen davon. Der kleine, gelbe Dog-Cart meldet sich mit stinkenden Bremsen, will noch Bremsenreiniger. Alles nur der Kurbelbremse überlassen ist gewagt. Der Viererzug vor der Jagdbreak zeigt, was vor 14 Tagen in Kerschlach geübt wurde. Ganz brauchbar, so für’s erste.

    Beim Ausspannen erschreckt sich der erst 4-jährige Carlos vor der laufenden, klappernden Führanlage. Wir haben zwar die Stränge der beiden Pferde vor dem Dog-Cart gelöst, aber beim Abschirren geht das Tier endgültig durch. Nimmt den Partner gleich mit. Aufgeregt laufen sie über das Gelände. Beide können nach kurzer Zeit unversehrt wieder eingefangen werden. Nicht auszudenken was das für ein Albtraum hätte werden können. Ein qualitativ guter, im nahegelegenen Gestüt für Maremma-Pferde besorgter Heuballen fährt wieder sicherheitshalber mit. Im kleinen Pferdetransporter aus Ungarn, denn sechs Geschirre plus Ersatzteile für diese und die Kutschen plus Kraftfutter plus gesammelte Werke für alle Eventualitäten füllen den großen Anhänger bis zum Dach. Gemeinsam mit unseren Gästen für diese Reise dinieren wir im erlesenen Hotel Garden, mitten in Siena, beste Gelegenheit um unsere Mitreisenden zu begrüßen und kennenzulernen. Ob ich auch Gast bin? Nein, diese Stufe hab ich hinter mir… Draußen findet ein heftiger Wolkenbruch statt. Dem werden wir auf dieser Fahrt noch öfters begegnen.

    "Erfahrung ist der beste Lehrer - das Problem ist nur, dass man nicht lange genug lebt, um alle Erfahrungen selbst zu machen. Sei also bescheiden und weise genug, um von den Erfahrungen anderer zu lernen." ~ Bob White, Alter 99, Lakeland, FL.

  • Dienstag 24.9.2024 Siena - Pentolina

    Weil der Autoschlüssel kaum noch Batterie-Power hat und der Navara deshalb unter Umständen im Hinterland streikt verbringen wir die wertvolle Zeit am Morgen in der Autowerkstatt und im Baustellenverkehr. Eigentlich sollten wir jetzt eine gediegene Brotzeit für unsere Gäste arrangieren. Es glückt immerhin im örtlichen Supermarkt landestypische Spezialitäten zu besorgen und diese im letzten Moment vor der Abfahrt auf den Kutschen zu verstauen. Unser erster Tag hat einen Picknick-Platz ohne Wasser für die Pferde. Ein Wassersack schwappt dafür auf der Lade unter der Jagdbreak statt dem Offizierskoffer mit Geschirr und Besteck. Während unsere Gäste schon unterwegs sind kehren wir ins Il Ceppo zurück, in der Hoffnung wenigstens noch einen Kaffee zu ergattern. Das Frühstück haben wir dank der Batterien versäumt. Typisch Il Ceppo: in Wirbelwind-Geschwindigkeit baut sich vor uns ein exquisiter Brunch auf dem kleinen, runden Tisch auf, herrlich, danke! Dicke, schwarze Wolken am Himmel ziehen vorüber. Sie winken ab, heute nicht. Auf der schmalen, buckligen Straße von Pentolina kommt unserem großen Anhänger ein mindestens ebenso großer Tanklastzug entgegen. Beim Ausweichen gerät unser Gefährt in den weichen Straßenrand und hat plötzlich oben kaum noch Platz wegen der Äste an den Bäumen in die es sich langsam neigt. Zentimeterweise schieben sich die beiden Fahrzeuge aneinander vorbei. Kaum am Stall angekommen drängt ein Notruf zum sofortigen Aufbruch Richtung Picknickplatz. Anscheinend hat dort niemand ein Taschenmesser. Ich bleibe zurück und richte die beiden Unterstände für 6 Pferde: Heu verteilen, Stangen einziehen, Wassereimer anbinden, auf den Hafersäcken meditieren und nach den Siebenschläfern schauen. Ein neugieriges Näschen schiebt sich in den Spalt am Dachbalken. Guten Tag! Entschuldige bitte die Störung! Die Koffer sind noch nicht alle verteilt da kommen die Kutschen. Bis zum Abendessen bleibt Zeit für 3 Bier und Cantucci. Pizza heute? Echt? Wir schauen später nochmal nach den Vierbeinern, am Hang weit gegenüber leuchten und glitzern die kleinen Anwesen in der Dunkelheit wie Diamantenstaub.

    "Erfahrung ist der beste Lehrer - das Problem ist nur, dass man nicht lange genug lebt, um alle Erfahrungen selbst zu machen. Sei also bescheiden und weise genug, um von den Erfahrungen anderer zu lernen." ~ Bob White, Alter 99, Lakeland, FL.

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