Ich bin ja ein älteres Semester. In meiner Jugend waren Gespanne in unserer Kleinstadt normal. Die standen auch immer ohne Festhalten. Ich denke aber, dass damals wie heute eine Kutsche mit Großpferden (wie auch Reiter solcher) anders wahrgenommen werden als ein Arbeits- oder Ponygespann. Erstes weckt Assoziationen von Graf Koks und auf dem hohen Ross.
Was man an Verkehr sich und seinen Pferden zumuten kann und will, ist doch sehr individuell. In diesen Dingen muss jeder selbst einschätzen, wo die Grenzen zwischen Normalität, notwendiger Gewöhnung und mutwilligem Leichtsinn liegen.
Auf jeden Fall ist es meiner Erfahrung nach wenig sinnvoll, mit ausgeruhten, lustigen Pferden Gefahrensituationen bewußt aufzusuchen. Ausgelastete Pferde auf lange Touren lernen leichter mit ungewöhnlichen Dingen umzugehen und übrigens in unbekannter Umgebung noch mal leichter als zu Hause. Pferdelogik geht so:
"Hier war ich noch nie und hier gehört wohl das Ungheuer (z.B.Zug) dazu." - Dagegen in vertrauter Umgebung: "Hier bin ich schon 100 mal vorbei gekommen und das Ding war noch da! Hilfe! Was ist das?-Höchste Alarmstufe!"
Bei Rindern z.B. reicht schon eine neue Schraube am vertrauten Treibweg, um jedes Tier stutzen und scheuen zu lassen.